Bayerischer Immobilienkongress
Obwohl für die Branche die große Trendwende noch auf sich warten lässt, gibt es erste Anzeichen, die Mut machen. BFW Bayern Präsident Andreas Eisele schilderte in seiner Begrüßung, dass für internationale Investoren der Bayerische Markt weiterhin attraktiv ist. Obwohl noch viel zu tun bleibt, wurden auch auf Bundes- und Landesebene, mit Anhörung und Nachdruck des Verbandes, bereits erste positive Weichen gestellt. Wie gut der regelmäßige Austausch mit der Bayerischen Staatsregierung ist, unterstrich das politische Grußwort des Amtschefs aus dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Christian Barth, welcher sich, im Auftrag des spontan verhinderten Staatsministers Thorsten Glauber, an das Publikum wandte.
Europäische Instrumente wie der EU Green Deal und die EU-Taxonomie haben längst einen maßgeblichen Einfluss auf die Immobilienwirtschaft. David Christmann von der UBM Development Deutschland GmbH ordnete dies ein und wies auf die Potentiale bei der Finanzierung von nachhaltigen Projekt- und Quartiersentwicklungen hin.
Ein durch Nachhaltigkeitskriterien besonders hervortretendes Großprojekt ist aktuell die Transformation der ehemaligen Industrieflächen der Knorr-Bremse in ein modernes mixed-use-Stadtquartier. Dr. Jürgen Büllesbach von der OPES Immobilien Gruppe gab ein eindrückliches Bild davon, wie an diesem Standort ein besonders lebendiges Viertel, inklusive Wohnräume für alle Lebenslagen und Gemeinschaftseinrichtungen, entsteht. Da im Immobilienbereich das Thema Transformation speziell auch die Potentiale der Umwandlung von Büro- in Wohnobjekte miteinschließt, schilderte Robert Heinlein von der Versicherungskammer Real Estate GmbH anhand eines Praxisbeispiels anschaulich Chancen und Herausforderungen zweier Bürogebäudeteile.
Der Kongress war genau der richtige Ort, um die Anwesenden über aktuelle Entwicklungen in der Finanzwelt zu informieren und zu erörtern, inwieweit sich die Risikobewertungen angesichts steigender Zinsen und Baukosten verändert haben. Hierzu diskutierten David Christmann, Stephan Huber von der Versicherungskammer Real Estate GmbH und Markus Niedermeier von der LHI Gruppe, drei fachkundige Experten.
Hervortretende Projektbeispiele und zahlenbasierte Analysen waren den Gästen des Kongresses bereits aus den Vorjahren bekannt. Um in den aktuell herausfordernden Zeiten vermehrt auf neue Lösungen für die Entwicklungs- und Baupraxis aufmerksam zu machen, organisierte der BFW Bayern erstmals auch ein Innovationspanel. Laurent Brückner von PropertyMaX erörterte, wie mehr Wohnraum durch die Nutzung von KI bei der Grundstücksoptimierung geschaffen werden kann, woraufhin Lukas Steinhilber von Wallround ergänzte, wie die energetische Sanierung im Bestand durch einen modernen Ansatz gelingen kann und Dr. Günther Westner von den Energie-Spezialisten erweiterte den Blick auf das Thema Fernwärme und wie bei der Umstellung Fördermittel optimal genutzt werden können.
Der zweite Teil des Kongresses widmete sich konkret den Potentialen innerstädtischer Entwicklung am Beispiel der Landeshauptstadt. Um einen fachkundigen Rundumblick auf die Lage des Münchner Immobilienmarktes zu ermöglichen, referierte Dr. Markus Trost von der Jones Lang LaSalle Inc. datenbasiert über aktuelle Problemlagen, aber auch über die durchaus vorhandenen Zukunftschancen. Zwei besonders zukunftsweisende Projekte wurden daran anknüpfend sogleich vorgestellt. Stefan Schillinger von der ACCUMULATA Real Estate Management GmbH präsentierte in diesem Zusammenhang das Leuchtturmprojekt „The Verse“, welches, gegenüber des neu entstehenden Hauptbahnhofs, den neuen Münchner Central Business District durch sein innovatives Konzept prägen wird. Dass zur Zukunft der Landeshauptstadt auch moderne Quartiere im Grünen dazugehören und wie diese besonders lebendig und durchmischt gestaltet werden können, zeigte Christian Meister von der Hines Immobilien GmbH anhand des neuen Tucherparks im Eisbachviertel.
Mit Blick auf den angespannten Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt und den beginnenden Kommunalwahlkampf war nach diesen Praxisimpulsen reichlich Gesprächsstoff für einen politischen Schlagabtausch über die Zukunft des Immobilienstandorts München gegeben. Neben dem Oberbürgermeisterkandidaten der CSU München, Clemens Baumgärtner, konnte der BFW Bayern für eine angeregte Diskussion mit Prof. Dr. Jörg Hoffmann (FDP), Sebastian Weisenburger (Grüne) und Christian Köning (SPD), drei Fraktionsvorsitzende aus dem Münchner Stadtrat gewinnen. Nachdem verschiedene Ansichten geteilt wurden, wo die nächsten „Chancenviertel“ der Landeshauptstadt liegen und wie sichergestellt werden kann, dass sie auch langfristig Bestand haben, legten die verschiedenen Vertreter ihre Vision vom zukünftigen Wohn- und Immobilienstandort München dar.
Im Anschluss lockte die Bayerische Immobiliennacht, eines der Jahreshighlights der Branche in Bayern, die Gäste auf die Dachterrasse des Hotel Andaz. Eröffnet wurde sie gemeinsam durch den Bundestagsabgeordneten und baupolitischen Sprecher der CSU Landesgruppe, Michael Kießling, und dem Geschäftsführer der M-net Telekommunikation GmbH, Maximilian Oertle. Mit einem der schönsten Blicke über München wurde der Tag in netter Atmosphäre und gutem Essen rekapituliert und der Abend zu einem ausgiebigen Networking-Erlebnis.