Energietag 2024
Die Immobilienwirtschaft in der Energiewende –
Eine Fachtagung des BFW Bayern stellt sich aktuelle Fragen und sucht praxisnahe Strategien
Unter dem Motto „Die Immobilienwirtschaft in der Energiewende – zukunftsfähig die aktuellen Anforderungen meistern“ standen bei einer Tagung des BFW Bayern Lösungsansätze im Fokus. Die Folgen der Energiewende stellen in der für die Immobilienwirtschaft bereits sehr angespannten Situation eine zunehmende Belastung dar. Grund genug für die Bayerische Immobilienbranche, der Einladung des Verbandes zu folgen, neue Strategien auszuloten und zu diskutieren, wie diesen Herausforderungen begegnet werden kann.
Zahlreiche Gäste, sowohl Unternehmer, als auch Persönlichkeiten aus der Politik und Verwaltung, kamen zusammen. Mit einem Hinweis auf die zerbrochene Regierung in Berlin und die damit einhergehenden Unklarheiten, verdeutlichte BFW Bayern Präsident Eisele in seiner Einführung, worauf es gerade jetzt ankommt. Um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden, müsse von den Entscheidern einiges sichergestellt werden. Neben einer stabilen Förderungs- und Finanzierungskulisse müssen vor allem die fehlenden verlässlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Planungssicherheit wiederhergestellt werden.
Als fachkundige Ansprechpartnerin richtete sich die ehemalige Bayerische Bauministerin und stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung des Bayerischen Landtages, Frau Abgeordnete Kerstin Schreyer, an das Publikum. Auch sie wies auf die aktuelle Verunsicherung hin, deren Bekämpfung sich die Bayerische Staatsregierung zur Aufgabe mache. Energie müsse nicht nur verlässlich zur Verfügung stehen, sondern auch bezahlbar sein. Sie bekräftigte den Verband, weiterhin seine praxisnahen Forderungen einzubringen und lobte den BFW Bayern als wichtigen Partner der Politik.
Die größte Herausforderung bei der Energiewende liegt im Bestand. Darauf bezugnehmend erörterte Frank Melzer, Stellv. Niederlassungsleitung München/Bad Aibling der B&O Bau Bayern GmbH, mit anschaulichen Praxisbeispielen, wie durch Formen der seriellen baulichen und energetischen Sanierung neuer Wohnraum geschaffen werden kann. Statt Abriss könne der Bestand so erhalten und noch dazu für alle Beteiligte sozialverträglich und bezahlbar erweitert werden.
Einen versierten technischen Input gaben die beiden Key Accounter für Bau- und Wohnungswirtschaft der Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG, Norbert Einhellig und Markus Wild. Bei der energetischen Versorgung in der Energiewende sei es wichtig, flexibel zu bleiben. Denn genauso verschieden wie die Voraussetzung in den Versorgungsgebieten wären die energetischen Lösungen.
Thomas Bader, Inhaber und Geschäftsführer der Leipfinger-Bader GmbH, stellte ein Konzept vor, wie in kurzer Zeit kostengünstig und energieeffizient wirtschaftliches Bauen gelingen kann. Sein Unternehmen hat den Ziegel zu einem hochmodernen Baustoff weiterentwickelt und dadurch vielfältige Einsatzmöglichkeiten geschaffen. Daneben widmet es sich modernen Wohnraumlüftungssystemen und der Frage, wie man Gebäude künftig heizen und kühlen kann.
In einem Exkurs zum Thema Wassermanagement informierte der Leiter für technischen Service und Schulungswesen der Oventrop GmbH & Co.KG, Dieter Stich, nach einer rechtlichen Einordnung für Vermieter und Bestandshalter, über Problemlagen und Bekämpfungsstrategien hinsichtlich Legionellen. Reines Trinkwasser gilt in Deutschland zwar als Selbstverständlichkeit, ist ohne technische Lösungen in Gebäuden aber schnell gefährdet.
Bei der energetischen Sanierung des Altbestands kommen automatisch auch komplexe rechtliche Fragen auf. Grund genug für den BFW Bayern, die Kanzlei für Immobilien- und Baurecht, Prof. Hauth & Partner, um eine professionelle Einschätzung zu bitten. Die Rechtsanwälte Thomas J. Frank und Julian Zinn erörterten nicht nur die Hauptanwendungsfälle von Regelungen bei einer energetischen Sanierung, sondern widmeten sich auch explizit den Mieterstrommodellen mit ihren vertraglichen Regelungen.
Ein weiteres zukunftsfähiges Beispiel aus der Baupraxis lieferte David S. Christmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der UBM Development Deutschland GmbH, anhand der in München entstehenden „Timber Factory“. Bei diesem Projekt in Holz-Hybrid-Bauweise wird sowohl Wert auf klimafreundliche Energieversorgung, als auch auf hohe Nachhaltigkeitsstandards gelegt.
Die Vor- und Nachteile des Holzbaus und möglicher Massivbau-Alternativen waren auch in der Diskussionsrunde ein viel diskutiertes Thema. Unter der fachkompetenten Moderation von Dr. Katrin Grumme, der Geschäftsführerin der EGCP Projektentwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH, betrat, neben den Referenten Bader und Christmann, auch der BFW Bayern Vorstand und Geschäftsführer der MTP Wohn- und Gewerbebau GmbH, Johann Thierer, das Podium. Thierer verdeutlichte unter Anderem das Problem der zu hohen technischen Anforderungen im Gebäudeinneren. Nur wenn diese unverhältnismäßigen Bestimmungen abgeschafft würden, sei günstiges und nachhaltiges Bauen in Zukunft möglich, stimmten alle überein.